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"Berufsbild eines selbständigen Musikers im Bereich der zeitgenössischen Musik"

Workshops an Hochschulen sind nicht nur für die Studierenden, sondern auch für mich ein produktiver Austausch und künstlerischer Input.  Mit einer  intensiven Kommunikation zu verschiedensten Themen möchte ich mit der heutigen Studierendengeneration in Kontakt kommen und über alle möglichen Wege sprechen, sich im Musikerberuf aktiv (er)finden und persönlich gestalten zu können. Allgemeine Themen, die eine berufliche Entwicklung als selbständiger Musiker, Orchestermusiker - bis hin zum "Kulturschaffenden" mit (selbst-)organisatorischen Fähigkeiten aufzeigen, sind ein wichtiger Bestandteil von meiner allgmeinen Einführung zu Beginn eines Workshops. Während eines spezifischen Einzelunterrichts kann dann auf die jeweiligen Interessenslagen inklusive zahlreicher Hinweise auf weiterführende Literatur eingegangen werden.  

Über Anfragen zu kürzeren oder auch ausführlicheren Workshops freue ich mich!

Letzte Workshops waren:

Folkwang Musikhochschule Essen: 9/10.04.2024

Hochschule für Musik und Theater Hamburg:  12.04.2024


Die Themen eines allgemeinen Einführungsvortrags stelle ich meistens aus folgenden Bereichen zusammen (weitere Themen gerne nach Absprache)

1. kurze Vorstellung:

 Johannes Schwarz im Ensemble Modern, Beschreibung des Arbeitsbereiches eines Musikers im Bereich der zeitgenössischen Musik, Überblick Eigenproduktionen, Musiktheater, Forschung, www.Johannes-Schwarz.com 

2. Projekt: digitales Klangarchiv / Spieltechniken: www.soundlibrary.online

3. Griffdarstellungen, (auch übertragbar für andere Blasinstrumente)

4. Solo-CD Produktionen: Programme, Planung, Technik, Organisation, Zeitaum

5. Notation, Rhythmus: Literaturbeispiele, Techniken, visuelle Unterstützungen im Notentext

6. Spieltechniken/Notation

6.1  Mehrklänge 

6.2  Permanentatmung 

6.3  Klangschattierungen, Flatterzunge

6.4  Vibrato

6.5  Glissando

6.6  Vierteltöne 

6.7 Geräusche

6.8  Literatur: www.soundlibary.online / Bücher (Gallois, Bartolozzi) 

7. Verstärkung/Live-Elektronik

7.1  Mikrophonierungen (Orchester, Solo-CDs, mit/ohne Elektronik, feed-back, Mikrophone, Aufstellungen)

7.2  Effektgeräte, Live-Elektronik

7.3  Anpassungen für den Live-Auftritt 

8. Entwicklung von Kompositionen, Überblick

8.1  Von der Idee bis zur Ausführung, Kommunikation Komponierende - Musiker:innen

8.2  Kommunikation mit Komponierenden (die Grenzen des Machbaren formulieren, Ping-Pong-Verfahren, Aufnahmetechniken nutzen,...)

8.3  Umsetzung im Konzert (live-Elektronik, Zuspielband, Verstärkung, Tonmeister, Clicktrack, Wireless headphones)

8.4  Besondere Spielweise (Artikulation, Fagott mit Verstärkung) 

9. Improvisation, Anregungen durch bestehende Kompositionen, Übungen

10. Literatur: grundsätzliches know-how über Literatur und damit zusammenhängende Techniken, die im Konzertleben gefordert werden, Tipps und Tricks zu konkreten Stücken

11. eigenes Projekt: Musiktheater

11.1 Projekt „UNA SOLO“

12. eigenes Projekt: Musik und Video

12.1  Projekt „Holz“

12.2  Projekt „Do Something!“ 

13. künstlerische Inspiration für eigene Projekte als Musiker:in, education-Projekte



Ein Einblick in mein Education-Schulprojekt (2011), Altana-Stiftung / Ensemble Modern:
In Kooperation mit dem Ensemble Modern hat die Altana-Stiftung 2010/2011 mit 150 Schülern aus der 7. Klasse der Bettinaschule ein künstlerisch genreübergreifendes Schulprojekt unter dem Thema "Natur - Notizen" initiiert.
Literatur, Musik, Tanz und bildende Kunst (Malerei/Gestaltung) waren die vier Säulen dieses Projektes. Aus diesen vier Bereichen wurden hauptberufliche Künstlerinnen und Künstler aus Frankfurt engagiert, um konkret mit den Schülern künstlerische Arbeitsformen umzusetzen, die mit diesem intensiven Arbeitsaufwand im schulischen Ablauf normalerweise kaum Raum und Zeit finden können.
Das gesamte Projekt teilte sich in zwei Phasen auf:
In der ersten Jahreshälfte nahm jeder Schüler an vier Projektwochen mit jeweils einer der künstlerischen Hauptsäulen als Thema teil; die Arbeiten wurden im Anschluß in vier einzelnen Genre-Konzerten teilweise unter Mitwirkung der Künstler dargestellt.
Nach diesen "Schnupperwochen" konnte sich in Phase zwei jeder Schüler für die zweite Jahreshälfte ein Genre aussuchen. Es kamen vier Gruppen mit jeweils vier künstlerischen Richtungen zustande, die jede einen bestimmten griechischen Mythos (zB. Narziss,...) als Arbeitsvorlage hatten. Organisatorisch fand die Schule eine aussergewöhnliche Regelung, bei der sie die gesamte 7. Stufe ein Halbjahr lang jeweils einen Tag in der Woche nur für dieses Projekt freistellten konnte. Dadurch wurde die Grundlage für eine intensive künstlerische Aufbauarbeit ermöglicht, wie sie sonst nicht an Schulen stattfinden kann.
Nach mehreren Monaten war der krönende Abschluss eine Vorstellung, die über die vier Mythen einen Bogen spannte und alle Gruppen zu Wort kommen liess.

Hier ein Einblick in die von mir gestaltete Projektwoche Musik im Altana-Schulprojekt 2010/11, Phase 1:
In der Projektwoche arbeitete ich mit einer Gruppe von ca 30 Schülern im Alter zwischen 11 und 13 zusammen.
Ich hatte als grobe Richtlinie in diesen fünf Tagen vor, den Schülern genügend Material und Diskussionsstoff an die Hand zu geben, durch das sie ein Gefühl dafür bekommen können, wie sich im weiterführenden Projekt die Kunstrichtung "Musik" mit anderen Genres selbständig verbinden lässt.
Das Thema "Natur - Notizen" schien mir dafür eine flexible Grundlage zu sein. Ich teilte diese Woche in zwei Bereiche ein:
- Mein erstes Ziel war, "Natur" in Assoziation mit Geräuschen zu setzen, aber in diesem Kontext auch teilweise sehr fremdartige Klänge von anderen Kulturen kennen zu lernen. Die Scheu vor andersartigen Klängen galt es abzubauen, um nicht auf konventionelle Instrumente angewiesen zu sein.
Es stellte sich in dieser Anfangsphase ebenfalls heraus, das die Schüler eine enorme Angst davor hatten, kein Instrument spielen zu können, oder gar "falsche" Töne zu spielen.
In den ersten 2 Tagen spielte ich den Schülern sehr viel extrem unterschiedliche Musik vor (Gesänge aus dem Himalaya, akustische Geräusche aus dem Meer von krachenden Eisbergen, chinesische Tanzmusik, elektronische Komposiionen von Xenakis und Stockhausen...), und entwickelte mit ihnen ein Vokabular, um sich darüber austauschen zu können. Parallel dazu übte ich mit einzelnen Gruppen, Geräuschkulissen zu erstellen um damit in der Raumakustik umgehen zu können.
- Der nächste Projekt-Schritt lehnte sich an den Begriff "Notizen" an:
Notizen sind nach meiner Sichtweise notgedrungen unvollständige Einblicke in einen großen und komplizierten Komplex; sie sind nicht dazu geeignet eine Gesamtheit darzustellen.
Üblicherweise nehmen Notizen meist einen visuellen Charakter an , der also auf einer anderen Ebene künstlerisch funktionabel ist als Musik.
An dieser Stelle bot es sich an, das Lösungen zur schriftlichen Fixierung von akustischen Ereignissen zu thematisieren.
Hierzu nahm ich vier unterschiedliche
Landschaftsphotographien, projezierte sie auf 2x3 m große Papierflächen, und stellte jeweils eine Gruppe von 7 Kindern davor.

Jedes Kind bekam einen Stift in einer anderen Farbe und hatte in der Betrachtungsphase 60 Sekunden Zeit, sich ein Detail herauszusuchen, was es dann in weiteren 60 Sekunden mit dem Stift auf der Papierfläche mit dem projezierten Photo nachzeichnen, umreissen, schraffieren, d.h. fixieren/"notieren" konnte.
Der erste künstlerische Schritt war hiermit getan: viele Notizen einzelner Personen ergaben ein Bild, das dem ursprünglichen Photo nur noch abstrakt ähnelte.

Diese vier großen Papierflächen verkleinerte ich mit Digitalabzug auf A4, sodaß jede Gruppe jetzt ihr verkleinertes Bild als "Partitur" vor sich liegen hatte.
Jetzt galt es in den letzten 2-3 Tagen die Skizzen mit akustischen Ereignissen zu füllen, sich auf die wichtigeren Skizzierungen auf einem Blatt zu einigen, Instrumentarium auszusuchen, bestimmte Bildelemente auf einzelne Spieler zuzuordnen..... Die Gruppen mussten jetzt schlicht und einfach musikalisch proben. Dabei half ihnen das Vokabular, das wir mit den vielen Musikbeispielen zu Anfang etabliert hatten.
Das Konzert funktionierte sehr gut: Wir legten eine Reihenfolge der Gruppen fest, und die Schüler waren sich erstaunlich sicher, wer zu welchem Zeitpunkt welches Instrument wie zu spielen hatte und nahmen die Partituren ernst.

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